Thomas Baumgarten geht nach über Jahren
Bernburg. Nein, rein vom Resultat zählte die 0:3-Niederlage des TV Askania Bernburg am 28. Februar 2009 im Verbandsliga-Duell mit dem MSV Eisleben längst nicht zu den Glanzlichtern der jüngeren Vergangenheit. Und dennoch lieferte die Begegnung Stoff für die Geschichtsbücher der Saalestädter.
Schließlich betrat in der 75. Minute mit Thomas Baumgarten ein Winter-Neuzugang das Feld, der sich in den folgenden Jahren einen Namen bei Askania machen sollte.
„Davon, dass das schon so lange her ist, bin ich selbst etwas überrascht“, gab der inzwischen 35-Jährige am vergangenen Sonnabend mit einem Schmunzeln zu.
Kapitel „TVA“ ist geschlossen
Mehr als acht Jahre nach seinem Debüt für Bernburg, schloss der Mittelfeldspieler beim 0:0-Unentschieden der Oberliga-Reserve gegen den SV Fortuna Magdeburg das Kapitel „TVA“. Bereits vor dem Anpfiff wurde Baumgarten, der an diesem Nachmittag noch einmal die Spielführer-Binde tragen durfte, von Vereinspräsident Michael Angermann offiziell verabschiedet.
„Für mich hat sich kurzfristig eine neue berufliche Perspektive in Hamburg aufgetan, die einen Umzug unumgänglich macht“, so das scheidende Urgestein, „ich hätte mir gewünscht, die Runde noch bis zum Ende spielen zu können. Aber zuletzt ging alles schnell.“
Letzter Auftritt war sehr emotional
Der letzte Auftritt im TVA-Trikot sei für Thomas Baumgarten unterdessen sehr emotional gewesen, „schließlich habe ich viele Höhen und Tiefen mitgemacht.“ Eines der absoluten Highlights war mit Sicherheit der Oberliga-Aufstieg in der Saison 2013/14. In der fünfthöchsten Spielklasse kam Baumgarten für die Saalestädter jedoch zu keinen Einsätzen.
Die Aufgabe des Routiniers war es zuletzt, die junge Zweit-Vertretung anzuführen. Eine Rolle, die dem 35-Jährigen wie auf den Leib geschneidert schien. „Er war nicht nur ein Spieler der alten Schule, sondern hat den TVA auch immer zu 100 Prozent verkörpert“, erklärte Angermann.
Demzufolge überrascht es auch kaum, wie wichtig Thomas Baumgarten ein positiver Abschied war. „Natürlich hätten wir gern gewonnen“, so der langjährige Askane, „dennoch macht mich die Entwicklung der Mannschaft unheimlich stolz.“ Immerhin haben die Saalestädter in nur sechs Rückrunden-Partien schon einen Zähler mehr gesammelt als in der gesamten ersten Saisonhälfte.
Ein riesiges Loch wird ins Gefüge gerissen
Mit dem Verlust vom einem ihrer wenigen Leitwölfe wird es für die TVA-Reserve künftig allerdings nicht einfacher, reißt doch der Abgang Baumgartens ein riesiges Loch in das Gefüge. „Die Jungs werden sich aber bis zum Ende bestimmt nicht aufgeben, denn sie arbeiten sehr hart an sich“, erklärte Baumgarten, „dass die Spielzeit schwer wird, wussten wir schon vorher.“ Dass sie ohne ihn selbst zu Ende geht, hingegen nicht.
In Zukunft wird der Mittelfeldspieler in der Sparkassen-Arena höchstens als Zuschauer in Erscheinung treten. „Wenn ich in der Nähe bin, schaue ich mit Sicherheit vorbei“, so Thomas Baumgarten, „schließlich wohnt meine Familie auch in Köthen.
Der Kontakt bleibt also bestehen.“ Überhaupt sei es das Zwischenmenschliche, was beim Leistungsträger nach all den Bernburger Jahren besonders hängengeblieben ist. „Ich habe im Verein sehr viele Freunde gefunden, die mich geprägt und jederzeit unterstützt haben“, sagte Baumgarten, „das vergisst man nicht.“
Und auch Thomas Baumgarten selbst wird man in der Saalestadt so schnell nicht vergessen. In den letzten 90 Minuten für seinen TVA tat er noch einmal das, was ihn stets ausgezeichnet hatte. Der Mittelfeldspieler war sich an der Seite von René Fritsche und Daniel Ochmann, die schon bei der Premiere mit ihm gemeinsam auf dem Rasen standen, für keinen Meter oder Zweikampf zu schade.