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Mechanismen des Geschäfts

Mechanismen des Geschäfts
Foto: Brückner

Bernburg. Trainingsauftakt bei Askania Bernburg, Montagabend. Die Sonne steht über der Sparkassen-Arena, Lucian Mihu, der in der Sommerpause das Traineramt von Thomas Diedrich übernahm, begrüßt 17 Spieler. Nach einer kurzer Erwärmung kapseln sich die beiden Torhüter zum Torwarttraining ab. Die übrigen 15 Feldspieler spielen „Schweinchen in der Mitte“. Ein Spiel, bei dem mehrere Spieler einen Kreis bilden und zwei in der Mitte dem wandernden Ball hinterherjagen müssen. Der Oberligist kann sich in zwei Gruppen - einmal fünf gegen zwei, einmal sechs gegen zwei - teilen.

Training vor vier Tagen, wieder ein Montagabend. Der Himmel ist grau. Man könnte etwas hineininterpretieren, oder einfach feststellen, dass es langsam Herbst wird. Aber es ist auch irgendwie symbolisch. Denn Mihu ordnet auch diesmal nach der Erwärmung das Spiel „Schweinchen in der Mitte“ an. Die Mannschaft spielt fünf gegen zwei, der Trainer spielt mit. Eine zweite Gruppe gibt es nicht.

Momentaufnahme: sieben von 17

Elf Wochen liegen zwischen dem Auftakttraining Askanias und der Einheit am Montagabend. Von den 17 Spielern sind nur noch sieben über. Die sechs, die zuzüglich Mihu das Ballbesitzspiel spielen, sowie Torhüter Stanislav Samson. Klar, es ist auch nur eine Momentaufnahme, da Tobias Friebertshäuser zum Beispiel nach seinen muskulären Problemen am Rand des Platzes individuell trainiert oder Christopher Kullmann nur nicht da ist, weil er seinen 30. Geburtstag feiert. Und Aleksejs Gilnics fehlt, weil er in seiner Heimat Lettland noch einige Dinge zu klären hat. Aber es ist auch ein Zeichen dafür, dass sich das Verletzungspech der vergangenen Saison allem Anschein nach in dieser weiter durchzieht.

Denn da sind neben Innenverteidiger Friebertshäuser noch weitere Spieler, die am Montagabend angeschlagen passen müssen. Christian Wegener zum Beispiel, der im letzten Spiel gegen Wismut Gera zur Halbzeit mit Wadenproblemen ausgewechselt werden musste, Markus Bäcker, der eine starke Prellung am Fuß davon getragen hat, Martin Salis ebenso, Max Worbs, der sich schon vor dem Spiel mit Knieproblemen herumplagte, Oliver Drachenberg, den eine Infektion lahm legt. Oder Max Kretschmar, der sich bereits in Barleben einen Muskelbündelriss im Oberschenkel zugezogen hatte und wohl mindestens noch anderthalb Monate ausfallen wird. Lucian Mihu wirkt, angesprochen darauf, natürlich ziemlich gefrustet. Im Laufe der Woche hat sich die Lage zwar auch wieder ein bisschen entspannt, aber für die Trainingsarbeit bei einem Oberligisten ist es natürlich trotzdem nicht gerade von Vorteil. „Du bekommst keinen Konkurrenzkampf rein“, sagt Mihu.

Doch es sind auch die Mechanismen, die das Geschäft Fußball mit sich bringt, dass Spieler vom Unglück anderer Spieler profitieren. Clinton Mampuya zum Beispiel. Der 19-Jährige ist im Sommer vom FC Hennef nach Bernburg gekommen. In der Vorwoche gegen Gera hat er auf der linken offensiven Außenposition zum ersten Mal 90 Minuten in der Oberliga gespielt, und zwar auch aufgrund der Verletzung von Kretschmer. Ganz klar: „Diese Spieler müssen davon profitieren, sie müssen ihre Chance dann nutzen“, sagt Trainer Mihu.

Klar, auch Mampuya sieht es als Chance an. Und er sagt auch: „Die will ich auf jeden Fall nutzen.“ Aber ihm ist dabei auch ein bisschen unwohl. „Es ist eine komische Situation“, sagt er. Da ist zum einen eben die Möglichkeit, sich dem Trainer zu zeigen. Aber auf der anderen Seite, „freut man sich natürlich nicht, wenn sich jemand verletzt, das sind ja meine Mitspieler.“

War Gera ein Knackpunkt?

Am Sonnabend (Anstoß: 14 Uhr) gastiert Askania Bernburg bei Union Sandersdorf. Mihu wird dann wieder auf Salis, Wegener, Gilnics, Worbs und Bäcker zurückgreifen können. Friebertshäuser und Drachenberg hingegen sind fraglich, fallen vielleicht aus. Die Situation hat sich entkrampft. Dass Mampuya erneut das Vertrauen auf Linksaußen bekommt, ist ziemlich wahrscheinlich. Wie man seine Chance nutzt, hat Kevin Wolschke in der Vorwoche gegen Gera gezeigt. Der Innenverteidiger kam ebenfalls zu seinem ersten 90-minütigen Einsatz in dieser Serie und traf zum eminent wichtigen 2:2.

„Mit dieser Moral können wir das nächste Spiel gewinnen“, blickt Clinton Mampuya gleichzeitig zurück und nach vorn. Und man wird das Gefühl nicht los, dass Gera vielleicht ein Knackpunkt in dieser Serie gewesen sein könnte.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Lokalsport Bernburg

24.09.2016

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