Der kleine Unterschied
Brandenburger SC - TV Askania Bernburg 0:2 (0:1)
Brandenburg. Auf der Internetseite des Brandenburger SC Süd ist auch ein Auszug aus der über einhundertjährigen Historie des Vereins zu lesen. Und dabei fällt vor allem eine Anekdote ins Auge. 1958 stand der Verein kurz vor dem Aufstieg in die damals zweithöchste Spielklasse der DDR. Doch der BSC verlor das entscheidende Spiel gegen Dynamo Dresden mit 2:4 nach Verlängerung. Was laut BSC-Internetseite „vorhersehbar“ war. „Immerhin handelte es sich um eine staatstragende Institution.“
Brandenburg führte damals in der zweiten Hälfte mit 2:1. Doch: „In der 70. Minute sah Schiedsrichter Köhler ein angebliches Handspiel. Als er nur zehn Schritte zum Elfmeter abzählte, wies ihn der Brandenburger Bertz darauf hin und erhielt dafür einen Platzverweis.“ Der Dresdner traf zwar nicht. Doch: „Glücklicherweise sah Köhler, dass sich der Torwart zu früh bewegt hatte und ließ den Strafstoß wiederholen. Endlich schlug es zum 2:2 ein. Der Rest war nur noch Formsache.“ Kurzum: Der BSC Süd fühlte sich betrogen.
Spürbare Erleichterung
Am vergangenen Sonnabend hatte der Verein nun keinen Anlass, sich zu beschweren. Zwar hat er gegen den TV Askania Bernburg mit 0:2 verloren, aber das auch verdient - und ohne jeglichen Ansatz für strittige Diskussionen. „Wir haben wieder ein gutes Spiel gemacht“, sagte Lucian Mihu, „nur mit dem kleinen Unterschied, dass wir diesmal kein Tor kassiert haben.“ Und dazu selber zwei geschossen.
Der Bernburg-Trainer ist mittlerweile leidgeprüft. Nur selten war seine Mannschaft in dieser Saison bisher in einem Spiel die schlechtere, dennoch stand sie vor der Partie in Brandenburg auf dem ersten Abstiegsplatz. Mihu deklarierte das Spiel daher im Vorfeld zu einem „Sechs-Punkte-Spiel“, sogar zu einem „Finale“. Welches Askania am Ende gewann und damit die Abstiegsränge verließ.
Lucian Mihus Team, dass ohne die verletzten Christian Wegener, Marcus Bäcker, Max Kretschmer und Kevin Wolschke antrat und berufsbedingt auch auf Marcus Schubert auskommen musste, startete gut in die Begegnung, hatte schon in den Anfangsminuten erste verheißungsvolle Möglichkeiten. „Da haben wir gleich gezeigt, dass wir dieses Spiel gewinnen wollen“, so Mihu.
Der Coach musste allerdings bis zur 36. Minute auf den ersten Torerfolg warten. Dann war es Kapitän Mario Hesse, der sehenswert aus der Distanz traf. „Er hat in dieser Szene gezeigt, welche Qualität er hat“, sagte Mihu und bewies sogar seherisches Talent. „Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass er trifft“, meinte er. „Aber ich hatte ihm eigentlich gesagt, dass er per Freistoß trifft - mein Fehler“, fügte Mihu noch an und lachte. Die Erleichterung nach dem ersten Erfolg nach sechs sieglosen Spielen war groß. „Es war an sich war kein großer Unterschied, zu den letzten Spielen“, sagte Lucian Mihu, „aber nach einem 2:0 ist es natürlich einfacher, darüber zu sprechen.“
Das Bernburg am Ende der Befreiungsschlag gelang, lag auch daran, dass es über 90 Minuten konzentriert zu Werke ging. Denn die Gastgeber waren kein schlechter Gegner. „Das war eine gute, aggressive Mannschaft“, beobachtete Mihu, „das hat mir gefallen.“ Aber Askania Bernburg war am vergangenen Sonnabend einfach die bessere Mannschaft.
Mampuya belohnt alle
In Zahlen ausgedrückt hat sich das dann letztendlich Mitte der zweiten Halbzeit. Nachdem zunächst noch Christopher Kullmann frei vor dem gegnerischen Schlussmann scheiterte, erzielte Clinton Mampuya in der 75. Minute das vorentscheidende 2:0 und belohnte damit sich für eine gute zweite Hälfte, aber auch die ganze Askania-Mannschaft, für den Aufwand und das Pech der vergangenen Monate.
Fünf Minuten bevor das Tor zum Endstand fiel, wechselte Mihu Jan Bauer ein, der sich seit dem Sommer eine Auszeit nahm, angesichts der personellen Probleme nun aber zurückgekehrt war. „Er hatte zwar vorher nur wenig mit uns trainiert, konnte 20 Minuten aber mit seiner Erfahrung spielen und uns helfen“, freute sich Lucian Mihu. Kommenden Sonnabend empfängt Askania Bernburg dann die traditionsreiche BSG Chemie Leipzig.