Bernburg verliert gegen Rudolstadt
FC Einheit Rudolstadt - TV Askania Bernburg 3:0 (1:0)
Rudolstadt. Kevin Wolschke ist jetzt nicht unbedingt der Typ, der im Verdacht steht, mit einem quirligen Dribbler verglichen zu werden. Wolschke ist Innenverteidiger. Und in seinem Kerngeschäft, dem verteidigen, hat er zuletzt grundsolide Leistungen gezeigt. Am Sonntag jedoch schwang sich der 22-Jährige zu ganz neuen Ufern auf. Besser gesagt: er musste es. Beim Gastspiel des TV Askania Bernburg in Rudolstadt musste Kevin Wolschke als „falsche Neun“ auflaufen, als diese Art verkappter Stürmer, die im Fußball aktuell schwer in Mode ist. Doch nicht, weil er im Training zuletzt ganz neue Qualitäten gezeigt hat, sondern weil Askania-Trainer Lucian Mihu keine andere Wahl hatte. Auf der Bank saß neben ihm selbst nur noch Torhüter Patrick Baldauf und der 17-jährige Vincent Luthe.
Mihu hat ein Déjà-vu
Askania Bernburg hat am Sonntagnachmittag mit 0:3 beim FC Einheit Rudolstadt verloren. Mit gerade einmal 13 Akteuren, darunter zwei Torhüter, hatten sich die Saalestädter in Richtung Thüringen in Bewegung gesetzt. Mit Kapitän Mario Hesse, Christopher Kullmann und Marcus Bäcker fehlten drei Stammkräfte gesperrt, krank und verletzt. Noch dazu waren auch Oliver Drachenberg, Michael Schoon und Max Worbs aus verschiedenen Gründen nicht dabei. Eine personelle Lage, die die 0:3-Pleite Bernburgs beim Tabellenzweiten erklären könnte - es aber nicht tut.
Lucian Mihu war tief enttäuscht nach der Partie. „Ich habe ein Déjà-vu.“ Mit diesen Worten begann der Trainer des TVA seine Ausführungen zum Spiel. Denn Askania Bernburg war nicht unbedingt drei Tore schlechter als der FC Einheit Rudolstadt. So, wie Askania Bernburg in seinen vier Niederlagen zuvor in dieser Saison auch nicht immer unbedingt das schlechtere Team war. „Ich habe auch so langsam keinen Bock mehr, immer das gleich zu erzählen“, sagte Mihu - und musste dann aber doch einige Sätze wiederholen, die im bisherigen Saisonverlauf schon einmal gefallen sind. Beispiel: „Es läuft alles gegen uns.“
Bernburg hatte Spielkontrolle
Bernburg ist am Sonntag gegen Rudolstadt gut in die Partie gestartet, und besaß in der 18. Minute die erste gute Chance. Clinton Mampuya traf den Pfosten. Und Lucian Mihu musste fast im direkten Gegenzug, zwei Minuten später, mit ansehen, wie Rudolstadt nach einer Ecke durch Benjamin Bahner in Führung ging. „Wir spielen bis dahin sehr gut, es war nichts davon zu sehen, dass der Tabellenzweite gegen den Vierzehnten gespielt hat“, sagte der Trainer. Bernburg hatte die Spielkontrolle, Rudolstadt war dagegen über weite Strecken uninspiriert, lag allerdings durch Bahners Treffer zur Pause vorne.
„Wir haben uns dann in der Pause gesagt, dass wir aufpassen müssen in den ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte kein weiteres Tor zu bekommen“, sagte Mihu, der sich sicher war, dass seine Mannschaft noch zu eigenen Chancen kommen würde. In der 55. Minute, und somit nur zehn Minuten nach dem Seitenwechsel, waren die Vorsätze allerdings schon dahin. Askania-Keeper Stanislav Samson unterlief eine Flanke, Vedat Temel bedankte sich und köpfte ein.
Wolschke und Salis verletzt raus
„Danach ist es schwer“, sagte Mihu. „Die Tore kommen plötzlich aus dem Nichts, dann sinkt auch die Moral der Mannschaft.“ Mit dem 2:0 war die Partie vorentschieden. Der Treffer zum 3:0-Endstand von Philip Nitsch (85.) war mehr oder weniger nur noch für die Statistik. Askania bleibt damit auf Platz 14. Lucian Mihu sagte daher unmissverständlich: „Wir stecken mitten im Abstiegskampf und brauchen nicht mehr sagen: das wird schon.“
Im Laufe des zweiten Abschnitts musste sich der Trainer übrigens auch noch selbst einwechseln, da Linksverteidiger Martin Salis, der bereits die dritte Partie in Folge mit einem gebrochenen Zeh absolvierte, nicht mehr weiterspielen konnte. Und zu allem Überfluss, und um die bittere Ironie, die der TV Askania Bernburg zur Zeit durchlebt, noch einmal zu verdeutlichen: Kevin Wolschke, also die neu erfundene „falsche Neun“, knickte bereits im ersten Abschnitt um und musste zur Pause von Vincent Luthe ersetzt werden. „Er wird uns wohl einen Monat fehlen“, befürchtete Mihu. Auch kein neuer Satz.