Askania Bernburg - Bestrafung ohne Zutun
Bernburg. Nach nur 24 Sekunden ist das Telefonat bereits wieder vorbei. Gerade in dem Moment, als Benjamin Lehmeier auf das Thema SV Merseburg 99 und Brandenburger SC Süd angesprochen wird, legt er auf.
Als er kurze Zeit später wieder dran ist, entschuldigt er sich - ihm sei das Handy runtergefallen, erklärt Lehmeier. Vor Schock wegen des angesprochenen Themas? „Nein, nein.“ Der Trainer von Askania Bernburg lacht.
Torwart gewechselt und am grünen Tisch verloren
Der Hintergrund: Die Partie zwischen den 99ern und dem BSC Süd wurde zuletzt am „Grünen Tisch“ anders gewertet. Das NOFV-Sportgericht gab einem Einspruch Brandenburgs Recht, wonach die Merseburger am 13. Spieltag einen Ersatztorwart eingewechselt hatten, der nicht auf dem Protokoll stand.
Aus einem 2:1-Erfolg wurde so eine 0:2-Niederlage. Durch diese nachträglichen drei Punkte hat der BSC Süd jetzt 14 Zähler statt elf - und damit fünf mehr als Bernburg.
Ärgerlich, aber nicht überraschend
Beim SV Merseburg reagiert man entzürnt auf das Urteil und vor allem auf dessen Ursprung: Dem Einspruch des BSC. „Ich habe absolut kein Verständnis, dass man auf so unsportliche Weise drei Punkte bekommen will“, so 99-Trainer Farih Kadic. „Wir stehen jetzt zu Unrecht da wie Betrüger.“
Folgendes war passiert: In der 87. Minute des Spiels sah 99-Torwart Josip Jokanovic die Rote Karte. Durch diesen Platzverweis musste der versehentlich nicht im Spielberichtsbogen eingetragene Stephan Kieslich ins Tor, absolvierte die letzten ereignislosen Minuten. Die Tür war so offen für den Einspruch Brandenburgs.
„Ich hätte Verständnis dafür, wenn das ganze in der 15. oder 20. Minute passiert wäre, dann hätte es Einfluss auf das Spiel genommen. Aber in der 87. Minute, da war das Spiel schon gelaufen“, kritisiert Kadic den Gang der Brandenburger vor das Sportgericht.
Urteil kam nicht überraschend
Benjamin Lehmeier reagiert derweil überhaupt nicht aufgebracht, obwohl er und der TVA als Dritter im Bunde betroffen sind. „Natürlich ist das ärgerlich“, sagt der Trainer, „aber ich hatte davon schon mal vor geraumer Zeit gehört. Und das konnte nur so kommen, das Urteil überrascht mich nicht.“
Für Askania hat das Urteil jetzt die Folge, dass das Team von Lehmeier fünf anstatt zwei Zähler Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz hat. „Das bedeutet für uns nur, dass wir noch mehr machen müssen“, sagt der 26-Jährige.
Das Ziel ist auch weiterhin der Klassenerhalt. Und um diesen noch zu erreichen, „müssen wir die Intensität erhöhen“, erzählt Lehmeier, „nicht nur im Training, sondern auch in den Spielen. Das ist unser Ziel.“
Vier intensive Tage stehen bevor
Am kommenden Montag bittet der Trainer sein Team zur ersten Trainingseinheit nach der Winterpause. Viermal in der Woche wird Benjamin Lehmeier sein Team danach fordern. „Es werden intensive vier Tage“, verspricht der Trainer, der die Rückrunden-Vorbereitung „langzeitlicher“ angehen will.
„Wir wollen in diesen sechs Wochen eine eigene Spielidee entwickeln“, so Benjamin Lehmeier, der Anfang November die Nachfolge von Lucian Mihu angetreten hatte.
Ob Lehmeier dann immer noch alleine ist oder ob ihm ein Co-Trainer zur Seite steht, ist noch nicht entschieden. „Ich hoffe, dass wir in dieser Woche eine Entscheidung haben“, sagt Max-Martin Schulze, der Sportliche Leiter des TV Askania.
Auch Lehmeier ist in die Suche mit eingebunden. Logisch. „Es ist für alle wichtig, dass es menschlich und fachlich passt“, sagt er. Mit einem potenziellen Kandidaten hat der Trainer auch schon persönliche Gespräche geführt, „die sehr positiv verliefen“.
Bisher „gut aufgestellt“
Ob sich bis zum Rückrundenauftakt am 19. Februar in Bischofswerda am Kader noch etwas ändert, steht freilich ebenfalls noch nicht eindeutig fest. Mit dem polnischen Offensivmann Michal Zawada aus Förderstedt und dem zuletzt vereinslosen früheren lettischen Nationalspieler Maksims Rafalskis hat der TV Askania Bernburg bisher zwei Neuzugänge verpflichtet.
Zudem stößt Außenverteidiger Marcus Bäcker nach seinem Ende September erlittenen Bänderriss im Knie zum Team zurück. „Er ist quasi wie ein dritter Neuzugang“, sagt Coach Lehmeier, der seine Mannschaft „so wie sie jetzt ist, gut aufgestellt“ sieht.
Sollte sich doch noch etwas tun, „würde ich mich nicht beschweren“, lacht Benjamin Lehmeier - bevor er den Hörer auflegt. Diesmal ohne das Handy fallenzulassen.
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In der Vorbereitung auf die Oberliga-Rückrunde bestreitet der TV Askania Bernburg insgesamt vier Testspiele. Zunächst geht es am 21. Januar gegen Verbandsligist SV Dessau 05, eine Woche später reist Tennis Borussia Berlin nach Bernburg. Am 4. Februar ist der TVA beim FC Hertha Zehlendorf im Einsatz, bevor das letzte Testspiel gegen den Haldensleber SC ansteht.
Das erste Punktspiel bestreitet der TV Askania Bernburg am 19. Februar beim Dritten Bischofswerdaer FV.